Röhrichte sind hinsichtlich des Wuchssubstrats nicht sonderlich wählerisch. Die für die Ingenieurbiologie bedeutsamen Arten wachsen sowohl in steinig-kiesigen Sub- straten als auch in schlammigen Untergrund. Wichtig ist jedoch, dass das Pflanzsub- strat eine feste Verklammerung der Pflanzenwurzeln zulässt. Im Einzelfall kann es deshalb notwendig sein, zunächst entweder geeignetes Wurzelsubstrat ausspülsicher einzubringen, oder durch spezielle Verankerungen oder Abdeckungen ein Ausspülen der Pflanzen vor dem Anwurzeln zu verhindern. So sind z. B. Röhrichtmatten und Röhrichtwalzen einst gerade unter Berücksichtigung dieses Aspektes entwickelt worden.
Wasserpflanzen benötigen keine Nährstoffe aus dem Substrat (dies belegen nicht zuletzt Hydrokulturen). Das Substrat hat Bedeutung in Hinblick auf eine sichere Verankerung (siehe oben). Die Nährstoffversorgung kann aus dem Wasser erfolgen. Da es bei uns in Mitteleuropa kaum noch oligotrophe Gewässer gibt, kann evt. Nährstoffmangel als Kriterium für eine Pflanzenauswahl vernachlässigt werden. Das bedeutet auch, dass aus pflanzenphysiologischer Sicht nur in den seltensten Fällen ein geeignetes Wuchssubstrat zusätzlich eingebracht werden muss.
Je beruhigter der Wasserkörper ist, desto schneller können die Pflanzen anwachsen und sich ausbreiten. Ab einer freien Wasserfläche von 50 Metern ist die Wellenbelastung für die Pflanzen zu hoch und es sind zusätzliche wellenberuhigende Maßnahmen notwendig. Grundsätzlich sollte in den am wenigsten wind- bzw. wellenexponierten Bereichen gepflanzt werden. Dort können sich die Pflanzen etablieren und dann auch stärker beanspruchte Standorten besiedeln.
Gesundes und wüchsiges Röhricht wird nicht durch den Sog der fließenden Welle aus dem Boden herausgezogen (s. Abbildung 2.1.3). Versucht man, eine Röhrichtpflanze mit der Hand aus dem Boden zu ziehen, so wird sie abreißen. Vielmehr gibt es zwei Ursachen für den Verlust von Pflanzen durch Erosion:
- Zum einen kann das Substrat abgespült werden. Hierdurch werden die Wurzeln der Pflanzen nach und nach freigelegt bis zum endgültigen Abspülen.
- Zum anderen kann die Pflanze als ganzes absterben und dann herausgezogen werden. Ursachen hierfür sind z. B. zu langer Überstau oder zu lange zu hohe Belastungen durch Wellen (d. h. permanenter Stress).
Am fließenden Wasser wachsen die Pflanzen nur ab Mittelwasserlinie aufwärts. Sie stabilisieren die Unterwasserböschung aber mit ihren Wurzelwachstum.
Auf die Problematik eines zu hohen Wassergeflügelbesatzes vor allem an innerstädtischen Gewässern wird im Exkurs unter 5.2 ausführlich eingegangen. Zusammengefasst besteht die Schädigung vor allem aus Verbiss, Herausziehen, Vertritt (Fütterungsstellen) von Pflanzen und übermäßiger Verkotung des Uferbereichs. Nach allen Erfahrungen werden folgende Arten kaum verbissen: Juncus effusus (Flatterbinse), Iris pseudacorus (Sumpfschwertlilie), Acorus calamus (Kalmus), Lythrum salicaria (Blutweiderich). Auch Carex sp. (Seggen-Arten) und Scirpus sylvaticus (Wald-Simse) sind weniger gefährdet.