Bedeutung von Pflanzen für die Wasserreinigung

Häufig wird die These vertreten, dass Pflanzen für die Wasserqualität eines Wasserkörpers sinnvoll sind, da sie für ihr Wachstum Nährstoffe benötigen und diese aus dem Wasser aufnehmen. Sie reduzieren dadurch die Nährstoffbelastung (bes. Phosphat und Stickstoff) eines Gewässers. Allerdings wurzeln Röhrichte an natürlichen Ufern im Mineralboden und nehmen über die Bodenlösung ihre Nährstoffe auf. Eine Nährstoffreduktion im Wasser durch Röhricht ist so kaum zu erwarten, zumal dem Gewässer über die Luft und Zuflüsse ständig neue Nährstoffe zugeführt werden. Eine Reduktion ist nur dann möglich, wenn Röhricht als Hydrokultur dazu gezwungen wird, die Nährstoffe direkt aus dem Wasser aufzunehmen. Dabei kann die Menge der durch Pflanzen gebundenen Nährstoffe, abhängig von der Größe und Art des Gewässers, gering sein. Gegen ein Ernten innerhalb der Vegetationszeit sprechen oft auch naturschutzfachliche Gründe. Somit ist die Ernte der Biomasse zur Verringerung der Nährstoffmengen zurückhaltend zu beurteilen. Wenn eine Ernte der Biomasse erfolgen soll, ist dies aber nur während der Vegetationsperiode sinnvoll, da zum Herbst die Nährstoffe in den Ausläufern, Rhizomen und anderen Überwinterungsorganen gespeichert werden, aus denen die Pflanzen im nächsten Frühjahr wieder austreiben. Mit einer Ernte der emersen Biomasse außerhalb oder zum Ende der Vegetationszeit werden dem System keine Nährstoffe entzogen, da in erster Linie Zellulose entnommen wird. 

An dieser Stelle soll nicht die Ernte von Biomasse grundsätzlich in Frage gestellt werden. Es geht nur darum, die Bedeutung und den Stellenwert dieser Maßnahmen jeweils richtig einzuschätzen. Die Wirkung von Röhricht für die Wasserreinigung liegt in erster Linie in der Besiedlungsfläche an Halmen und Wurzeln. Zusätzlich beeinflussen diese Pflanzenteile das Mikroklima im Wasser und im Substrat. Durch Schattendruck wird Algen das Licht zum Wachsen genommen und Lebensraum für Organismen entsteht (z. B. für Kleinkrebse, die wiederum Algen fressen). Es geht also darum, mit Röhricht die Grundlagen für ein möglichst komplexes Gefüge zu legen, das dann weitgehend stabil ist. Das schließt Algenwachstum ein, verhindert aber eine Massenentwicklung von Algen. 

An vielen Gewässern sind zunächst die baulichen und pflanztechnischen Voraussetzungen für die Entwicklung eines Röhrichts (und Wasserpflanzen) zu schaffen. Zu Flachwasserzonen und zu Möglichkeiten der Besiedlung an steilen Uferbereichen werden unter Punkt 5 Lösungen aufgezeigt. Bei der Verwendung verschiedener Röhrichtarten nimmt Schilfrohr eine Sonderstellung ein. Schilf ist eine äußerst vitale Pflanze und hervorragend geeignet für biotechnische Anwendungen; es erzeugt die größte Biomasse heimischer Röhrichtpflanzen und wurzelt am tiefsten. Schilf ist aber – wenn es sich etabliert hat – auch unduldsam gegenüber anderen Pflanzenarten. Die Art ist stark verdrängend und bildet eine stabile Schlussgesellschaft. Neben möglichen optischen Einschränkungen („Schilffront oder Sicht- und Erlebbarkeit des Wassers“) kann es zur „Artenverarmung“ des Standorts führen.

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